Wie wird man denn Pornoproduzentin, Sandra?
Ich bin eigentlich gelernte Kunstglaserin (lacht). Als meine Töchter noch klein waren, suchte ich nach einem Teilzeit-Job und fing hier bei Magma an, Porno-Clips zu schneiden. Der ­Kontakt kam über einige Ecken und Freunde zustande. So kam ich in den Betrieb und übernahm mit der Zeit ­immer mehr Verantwortung. Die meisten Leute, die ich kenne, sind in diese Branche reingerutscht. 

Von dir kommen auch die ganzen ­Titel und Kurzbeschriebe, oder?
Ja (lacht)! Es geht ja immer ums Gleiche, daher schreibt man auch immer wieder ähnliche Sachen. An manchen Tagen läuft das gut, an manchen braucht’s bisschen länger – oder ein paar Inputs von Kollegen. 

Wie sieht dein Alltag aus? 
Etwa zwei Filme werden pro Monat von Regisseuren im Ausland produziert. Die kommen oft mit einer Idee auf uns zu und drehen dann den Film. Oder wir reden direkt mit einem Abnehmer da­rüber, was gefragt oder beliebt ist. In der Schweiz werden schon seit Jahren keine Filme mehr produziert, ich selbst bin an den Sets eigentlich nur selten präsent. Die meiste Zeit kaufe und verkaufe ich vor allem Film-Lizenzen. 

Was läuft denn besonders gut?
Unsere Serien «Magma swingt», die jeweils in einem Swingerclub abgedreht wird und die Serie «Strassenflirts», bei der Frauen vermeintlich von der ­Strasse weg gecastet werden. Mit diesen Amateur-mässigen Sachen können sich die Leute wahrscheinlich besser identifizieren als mit den Hochglanz-Pornofilmen aus den USA. 

Was hat sich in der Branche ­geändert?
Alles! In den goldenen Zeiten der VHS-Kassetten wurden teilweise über 200 Franken für einen Film bezahlt. Heute leben wir eigentlich nur noch vom ­Lizenzverkauf, die Downloads und DVD-Verkäufe sind sehr gering. Früher produzierten wir auch hier im Keller noch Filme – das war allerdings vor meiner Zeit. 

Wieviel kostet denn ein Porno?
Wir geben etwa 8’000 bis 12’000 ­Franken aus. Darin sind meine Kosten und die Grafik, das Presswerk und so weiter aber nicht eingerechnet. Gedreht wird meistens in Deutschland, die Darsteller verdienen so um die 500 Euro für eine Szene. Definitiv kein Job mit viel Karriereaussichten. 

Wie sieht’s aus mit Safer Sex?
Sämtliche Darsteller müssen ein maximal einmonatiges Krankheitsattest mitbringen. Darin werden viele verschiedene Krankheiten getestet. Auch Drehs mit Kondom sind immer verbreiteter. Auch Alter und so weiter werden sehr seriös geregelt. Man schaut uns da ziemlich auf die Finger (lacht). 

Wie haben sich die Porno-Inhalte ­geändert?
Ich würde sagen, dass abschätzige Frauenrollen nicht mehr so gefragt sind wie früher. Heute sind eher etwas dominantere, selbstsicherere Frauenrollen gefragt. 

Du hast drei erwachsene Töchter. Was, wenn eine von ihnen selber ­gerne Pornostar werden möchte?
Ich würde ihr davon abraten. Auch wenn es dort anständig zu und her geht: Sex auf Kommando vor einer ­Kamera an einem grell ausgeleuchteten Set ist nicht unbedingt das Erlebnis, das ich meinen Töchtern wünsche. Wenn sie aber denkt, das müsse unbedingt sein, soll sie’s halt ausprobieren.

Sandra, 48, arbeitet als Pornoproduzentin für Magma Film und Tabu.