Was hat Kiffen mit Psychose zu tun? Eine ganze Menge, erklärt Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Wolfram ­Kawohl. 

Kiffen und Psychose – wie hängt das zusammen?  

Der Konsum von Cannabis erhöht das Risiko, an einer Psychose zu erkranken – insbesondere an einer Schizophrenie. Je ausgeprägter der Konsum, desto höher das Risiko. Dieser Zusammenhang ist mittlerweile klar belegt. Trotzdem werden aus bestimmten kommerziellen oder ideologischen Interessen heraus immer wieder Zweifel daran gesät. Dies erinnert an das Verhalten der Tabakindustrie beim Thema Lungenkrebs. Cannabiskonsum ist nicht der einzige Risikofaktor, aber eben ein gut vermeidbarer.

 

Wie fühlt sich denn eine Psychose an? Und was ist das überhaupt?  

Eine schizophrene Psychose ist eine psychische Erkrankung, bei deren Entstehung sowohl genetische Faktoren als auch sogenannte Umweltfaktoren – hierzu gehört unter anderem auch Drogenkonsum – eine Rolle spielen. Die betroffene Person leidet an verschiedenen Symptomen. Häufig sind beispielsweise Halluzination­en wie das Hören von Stimmen, das ­Erleben, verfolgt oder bedroht zu werden oder auch das Gefühl, von anderen beeinträchtigt und beeinflusst oder ferngesteuert zu werden. Auch treten vielfach Störungen des Denkens, Beeinträchtigungen des Antriebs und des Gedächtnisses auf. Insgesamt handelt es sich um eine in den meisten Fällen schwere Erkrankung, die das geregelte Nachgehen einer Arbeit in vielen Fällen unmöglich macht.

 

Wie merkt man, dass man besser die Finger vom Kiffen lassen sollte?  

Da man grundsätzlich zunächst einmal nicht weiss, wie hoch das genetisch beeinflusste persönliche Risiko ist, an einer Psychose zu erkranken, ist es in jedem Fall ratsam, kein Cannabis zu konsumieren. Wenn aber bereits psychotische Symptome vorliegen oder Angehörige wie ­Eltern oder Geschwister an einer Psychose erkrankt sind, ist das persönliche Risiko noch höher.

 

Wie bemerke ich Warn-
zeichen bei Freunden und wie kann ich helfen?  

Wenn jemand sich zurückzieht und es zu einem Leistungsknick in der Schule oder am Arbeitsplatz kommt, kann das bereits ein Hinweis sein. Wenn zudem noch ungewöhnlich anmutende Inhalte wie zum Beispiel das Erleben, verfolgt zu werden oder auch starke Ängste geäussert werden, kann dies ebenfalls auf eine Psychose hindeuten. Auch Gedanken, nicht mehr leben zu wollen, können auftreten. In jedem Fall sollte man sich an eine Fachperson wenden. Das kann der Hausarzt sein, aber auch Schulpsychologen, Kriseninterventionszentren oder psychiatrische Kliniken und Praxen.

 

Welche anderen Drogen können Psychosen begünstigen?  

Grundsätzlich können alle Drogen die Entstehung von Psychosen begünstigen. Kokain und Stimulantien wirken sich beispielsweise auf den Botenstoff Dopamin aus, der auch bei der Entstehung von Psychosen eine Rolle spielt.

 

Prof. Dr. Wolfram Kawohl ist ärztlicher ­Direktor und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in der Clienia Schlössli Privatklinik in Oetwil am See. Er verfügt über
den Schwerpunkttitel Psychiatrie und Psycho­therapie der Abhängigkeitserkrankungen.